Iconic Campers. Bodenständig mobil. Jochen Reimann über die MORELO-Story: "Die Reise beginnt, wenn Sie am Steuer sitzen"

Shownotes

MO – RE – LO, Mobile Reimann und Loehner: Willkommen daheim. Die MORELO Reisemobile GmbH fertigt seit 2010 im oberfränkischen Schlüsselfeld Luxusreisemobile mit integrierter Haushaltstechnik und ist in diesem Segment Marktführer. 2017 wurde MORELO in die Holding Knaus Tabbert integriert.

Die Modelle gibt es ab 208.000 bis etwas über 800.000 Euro. Doch nicht nur ein prall gefüllter Geldbeutel wird benötigt – die Käufer sollten auch Zeit aufbringen: "Die Nutzungsdauer der Fahrzeuge liegt bei durchschnittlich 150 Tagen im Jahr", so Gründer Jochen Reimann im Caravan Salon in Düsseldorf.

Ob in Lappland oder Marokko, teilweise leben die Kunden in diesen Luxusfahrzeugen, die für die Zukunft als Smart Homes ausgestattet werden. "Wir testen unsere eigenen Fahrzeuge sehr intensiv. Egal, wo Sie hinfahren, Sie sind immer zu Hause."

Mehr über die MORELO-Reisemobile lesen Sie auch im Iconic-Campers-Magazin.

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Jochen Reimann: Mein Name ist Jochen Reimann, ich bin 57 Jahre alt, verheiratet, habe zwei Kinder. Ich war der Gründer und Geschäftsführer von MORELO Reisemobile und bin jetzt gesundheitsbedingt vor vier Jahren ausgestiegen. Ich bleibe der Marke aber weiterhin als Markenbotschafter treu.

Peter Heinrich: Mein Name ist Peter Heinrich und wir treffen uns hier zum Camping-Podcast in einem Knaus Tabbert. Vielen Dank, dass Sie eingestiegen sind.

Jochen Reimann: Gerne. Das Fahrzeug gehört zum Cousin. Es muss für jeden Bereich Fahrzeuge geben. Mit einem kleinen Fahrzeug ist man natürlich viel flexibler als mit einem großen. Aber im großen Fahrzeug können unsere Kunden halt, wie sie es auch tun, wirklich das ganze Jahr verbringen.

Peter Heinrich: Leben und Arbeiten. Wer genau zuhört, hört zwei Franken. Ich bin aus Bayreuth und Sie aus Schlüsselfeld?

Jochen Reimann: Nein, ich bin Unterfranke, ich bin aus Würzburg. Aber die Firma MORELO ist in Schlüsselfeld, das ist Oberfranken.

Peter Heinrich: Ich war hier auf der Caravan am Montag unterwegs und bin gleich 17 Kilometer gelaufen, wie ich abends festgestellt habe. Da habe ich einen interessanten Spruch aufgeschnappt, der hieß: Willst du auffallen, brauchst du wirklich etwas Exotisches, also etwas Kleines, Kugeliges, oder du brauchst einen Liner. Damit meinte er einen Liner von MORELO. Ist es wirklich so?

Jochen Reimann: Auffallen tut man natürlich immer, wenn etwas groß ist. Und unsere Fahrzeuge sind definitiv sehr groß. Wir beginnen ja erst bei acht Metern und gehen bis zwölf Meter. Die Fahrzeuge sind beim größten Modell schon fast vier Meter hoch. Sie sind Omnibus-Größe und fallen damit natürlich auf. Also Luxus pur.

Peter Heinrich: MORELO – das Fantasiewort besteht aus drei Komponenten: Mobilität und zwei Gründernamen.

Jochen Reimann: Genau, Mobile, Reimann, Löhner. Als wir gegründet haben, haben wir viele Namen gesucht. Vieles ist natürlich geschützt. Wir haben den ersten Prototyp schneller gebaut als wir den Namen gefunden haben. Aber letztendlich muss es ein Name sein, der in allen Sprachen sprechbar und nirgendwo belastet ist. Von daher ist ein Fantasiename sehr gut, und es stecken die Namen der Gründer mit drin.

Peter Heinrich: Was ich mit Ihnen heute machen möchte, ist die Story herauszuarbeiten. Das Spannende war ja, dass Sie aus der Campingszene kommen.

Jochen Reimann: Richtig. Ich bin da hineingeboren worden. Mein Vater hat in den 60ern schon begonnen, Faltcaravans zu bauen. Meine Brüder sind älter und waren auch schon im Betrieb dabei. Wir hatten die Möglichkeit gehabt, ein Werk zu kaufen. Das Lustige ist, dass das damals sogar ein Tabbert-Werk war, und somit sind wir heute auch wieder vereint. Das Reisemobil war dann so erfolgreich, dass wir 1984 alle anderen Produkte eingestellt haben und uns nur noch auf den Reisemobilbau konzentriert haben.

Peter Heinrich: Sie waren vor der Gründung von MORELO woanders – ich weiß nicht, ob Sie den Namen nennen möchten?

Jochen Reimann: Ja, ich kann ihn letztendlich sagen, weil es ein Familienbetrieb gewesen ist. Das war Concorde. Der Name kommt von der Form des Alkovens, der im Prinzip wie das Flugzeug die Nase nach unten geformt hat. Wir haben als Familie das Unternehmen 2003 verkauft. Dann ist auch der ehemalige Name SKW Fahrzeugbau – so hieß die Firma damals – 2004 in Concorde Reisemobile GmbH umgeändert worden. Meine Brüder sind ausgestiegen, mein Vater auch, und ich habe das Unternehmen erstmal allein weitergeführt und zum Marktführer gemacht. 2009 wollte der neue Gesellschafter nicht mehr mit uns arbeiten, obwohl wir sehr erfolgreich waren. Und letztendlich kommen wir jetzt zu MORELO. Bereits nach sechs Wochen war uns klar: Reisemobile sind unsere Leidenschaft. Wir haben das immer gern gemacht, wir waren erfolgreich. Wieso sollte man das nicht wiederholen? So haben wir dann 2010 im Februar die MORELO Reisemobile GmbH gegründet.

Peter Heinrich: Und dann quasi von 0 auf 100. Sie waren relativ schnell erfolgreicher als Concorde.

Jochen Reimann: Erfolgreicher kann man nicht sagen. Wir haben 2010 gestartet und dann auf dem Caravan Salon den ersten Prototyp vorgestellt. Weil wir vorher schon sehr nah am Kunden waren und die Leute uns kannten, haben sie uns das Vertrauen geschenkt. Es war ein Prototyp, dann ein Katalog mit einer Strichzeichnung von einem Werk, das mal irgendwann entstehen sollte. Jemandem solche Vorschusslorbeeren zu geben und 200.000 Euro auszugeben – da sind wir unseren Kunden schon sehr dankbar, dass sie das getan haben. So sind wir im Prinzip gestartet. Parallel zum Caravan Salon sind in Schlüsselfeld die Bagger gerollt und wir haben mit dem Bau des Werkes begonnen.

Peter Heinrich: Wo haben Sie dann das Kapital herbekommen? So ein Werk kostet doch einiges.

Jochen Reimann: Bisschen Eigenkapital, dann auch über Darlehen. Wobei die Darlehen, die wir bekommen haben – das war eine Katastrophe, das möchte ich heute nicht mehr machen. Man kennt das noch von früher, als die Deutsche Bank gesagt hat, 50 Millionen Peanuts, aber jetzt streichen Sie mal eine Null weg. Also wir waren das größte Investment, das unsere Banken hier getätigt haben. Das hat uns viele schlaflose Nächte bereitet. Die Bank hat natürlich alle Sicherheiten verlangt. In der Zeit habe ich auch schon meine erste Lebensversicherung rausbekommen – eine kleine Versicherung, die ich mit 15 abgeschlossen hatte. Die hat die Bank natürlich gleich als Sicherheit einbehalten.

Peter Heinrich: Wie ging es dann weiter? Sie sollen damals gesagt haben: „Wir bauen die besseren Reisemobile.“ Was ist das für ein Anspruch?

Jochen Reimann: Wir waren ja bei unserer vorherigen Firma schon Marktführer und hatten sehr gute Fahrzeuge gebaut. Wenn Sie einen Marktführer von Null auf angehen wollen, dann müssen Sie in jedes Detail reingehen. Das beginnt im Prinzip mit Kleinigkeiten wie dem Siphon. Im Caravan-Bereich haben Sie in Waschbecken und Dusche überall kleine Siphons mit einem Wasserstand von vielleicht 20 bis 30 Millilitern. Wir haben versucht, Haushaltstechnik einzuführen statt Caravan-Technik. Wir haben Siphons aus dem Hausbereich eingesetzt.

Peter Heinrich: Also ordentlicher Stahl?

Jochen Reimann: Ja, und eine große Wassersäule, weil das Fahrzeug ja auch ein bisschen steht. Da sind 20 Milliliter Wasser sehr schnell verdunstet, dann fängt es an zu riechen, weil dann der Geruch aus den Tanks – also Fäkalientank, Abwassertank – nach oben steigt. Das haben wir schon mal verbessert. Dann haben wir ein anderes Leitungssystem. Wir haben die Querschnitte erhöht bei den Ablasshähnen, damit das Entleeren des Abwassertanks schneller geht. Wenn man zum Entleeren geht – und wir haben sehr große Tanks mit 350 Litern – dauert das schon eine Zeit lang. Und die Kollegen, die dann hinter einem stehen, freuen sich natürlich nicht, wenn sie eine halbe Stunde nur zum Entleeren des Abwassertanks benötigen. Deswegen haben wir das alles erhöht, dann geht das schneller.

Peter Heinrich: Sind das diese vielen Kleinigkeiten, die ich als Camper haben will? Oder welche Zielgruppe kauft denn so einen MORELO?

Jochen Reimann: Erstmal muss ich die finanziellen Mittel haben – egal, ob ich einen kleinen oder großen Wagen kaufe.

Peter Heinrich: Klein? Ich habe die Preisliste hier. 300.000?

Jochen Reimann: Ja, wir haben auch kleinere Baureihen. Also wir beginnen bei 208.000 Euro und gehen aber mittlerweile über mehrere Baugruppen nach oben und sind jetzt schon bei...

Peter Heinrich: Locker bei einer Million wahrscheinlich.

Jochen Reimann: Da sind wir noch nicht, aber bei etwas über 800.000 können Sie mit Optionen etc. dann schon landen. Aber dann haben Sie natürlich auch ein LKW-Chassis als Basis.

Peter Heinrich: Ihre Kunden haben das Geld, die wollen das haben.

Jochen Reimann: Sie müssen auch die Zeit haben. Also es gibt auch Leute, die haben zehn Ferrari in der Garage stehen, aber mit dem Reisemobil macht das keinen Sinn. Ich muss das Fahrzeug schon nutzen. Die Nutzungsdauer unserer Fahrzeuge liegt bei unseren Kunden im Durchschnitt wirklich bei 150 Tagen im Jahr. Jetzt gerade im Herbst fahren viele Kunden im Oktober runter nach Spanien, Sizilien, Marokko etc. und überwintern dort, bleiben vier Monate da unten und kommen dann wieder hoch. Dann genießen sie den Sommer quasi von vorne. Oder von Winter auf Sommer umgestellt: Es gibt auch Kunden, die fahren drei Monate zum Skifahren.

Peter Heinrich: Wollen die Luxus? Ich habe mir viele Videos angeguckt und denke mir, da ist ja alles drin.

Jochen Reimann: Man muss es wirklich anders sehen. Man sieht es jetzt zwar als Luxus an. Klar ist es ein teures Fahrzeug, bei dem man sagt: „Dafür bekomme ich auch ein Haus.“ Aber die Leute leben ja da drin. Ich stelle einfach immer die Gegenfrage. Sie leben zu Hause dann auch auf 20 Quadratmetern? Für ein Reisemobil ist es groß, aber wenn man darin lebt, ist es etwas Anderes. Und wenn ich das ganze Jahr in einem kleinen Fahrzeug verbringe und anfangen muss, Betten zu bauen etc. – gerade wenn man älter ist, ist das halt ...

Peter Heinrich: Also Sie sind ja Marktführer. Zu 60 Prozent?

Jochen Reimann: Nein, 60 Prozent nicht. Den Markt der Luxusreisemobile definieren wir etwa so um die 1200 Stück pro Jahr. Wir haben schon rund 50 Prozent Marktanteil.

Peter Heinrich: Sprechen wir nochmal über den Erfolgsfaktor, der final zum Erfolg geführt hat. Was muss denn ein MORELO können? Oder sind die so individuell, dass der Kunde sagt, ich will reinhaben, was ich möchte?

Jochen Reimann: Der Unterschied ist, dass wir selbst leidenschaftliche Reisemobilisten sind. Wir fahren sehr kritisch mit den Fahrzeugen und sagen immer, wenn man vielleicht irgendwo mehr Stauraum braucht oder etwas anders sein muss. Design ist natürlich ein Aspekt, aber ich sage immer: Was nützt der schönste Oberschrank, wenn ich nichts hineinbekomme? Bei uns bekommen Sie ganz normales Geschirr rein, also von der Größe. Das sind so Kleinigkeiten. Aber man kann sich eigentlich nur durch Kleinigkeiten unterscheiden, weil die Zulieferbranche für alle gleich ist. Wir haben das gleiche Basisfahrzeug wie unsere Wettbewerber. Über das Aluminium oder sonstige Sachen kann man sich auch nicht unterscheiden. Wo wir uns wiederum unterscheiden: Wir setzen noch mehr auf Haushaltstechnik. Wir setzen keinen Kühlschrank aus dem Caravan-Bereich mehr ein, sondern Haushaltsgeräte. Und wir haben Smart Home.

Peter Heinrich: Das heißt, man liegt dann hinten im Bett und kann sagen: „Bitte schalte vorne das Licht aus.“

Jochen Reimann: Richtig.

Peter Heinrich: Sie haben eine Marke kreiert mit dem Slogan „Willkommen daheim“. Was möchten Sie damit aussagen?

Jochen Reimann: Der größte Erfolgsfaktor und der Unterschied zu unseren Mitbewerbern ist diese Willkommenskultur, die wir pflegen. Jeder Kunde, der zu uns kommt, egal ob für ein kleines oder großes Fahrzeug, wird gleich behandelt - das heißt aber nicht gleich schlecht. Bei uns sollen sich wirklich alle fühlen wie in einer Familie. Also das macht wirklich den Unterschied und man merkt es auch Wir haben immer über Himmelfahrt ein Treffen, bei dem unsere Kunden, aber auch andere Marken zu uns kommen. Unser Mitbewerber hat das auch. Da sind es, ich weiß nicht, 150 Fahrzeuge, vielleicht 200. Bei uns sind es mittlerweile über 800 Fahrzeuge, weshalb wir einen Aufnahmestopp machen, weil wir alle auf unserem Betriebsgelände aufnehmen.

Peter Heinrich: Wo passen 800 Fahrzeuge hin?

Jochen Reimann: Alle auf unser Betriebsgelände. Wir haben insgesamt 132.000 Quadratmeter Betriebsgelände. Die Fahrzeuge kommen alle rauf. Wir wollen die auch nicht irgendwo anders haben. Deswegen machen wir eine Begrenzung, weil wir nicht wollen, dass sie mit dem Omnibus herfahren müssen. Wir wollen alle zusammen sein und zusammen feiern.

Peter Heinrich: Ich kann das gut nachvollziehen. Ich war zur Vorbereitung des Podcasts öfters in der Halle 5. Da ist immer ein herzliches Hallo. Sie haben vorhin das Wort Familie verwendet. Man hat so das Gefühl, die kennen sich alle und treffen sich alle.

Jochen Reimann: Genau. Wir machen über das Jahr verschiedene Ausfahrten und das Treffen bei uns. Die Geschäftsführung ist immer dabei, nicht irgendein Marketingmann, den man zu dem Treffen hinschickt.

Peter Heinrich: Das heißt, Sie wissen dann auch über jede Schraube Bescheid? Und wenn ein Kunde sagt, das müsste weiter nach links, dann ist das vielleicht eine gute Idee, die Sie übernehmen?

Jochen Reimann: Das ist zum einen natürlich, dass wir auch für die Kritik und Anregungen da sind. Zum anderen kennen wir die Kunden persönlich, wissen auch, wo mal der Schuh drückt oder was für Krankheiten es gibt. Mit vielen Kunden ist wirklich eine gewisse Freundschaft entstanden. Wir versuchen auch, dass unsere Mitarbeiter das genauso leben. Bei uns wird kein Kastenwagen weggeschickt, bloß weil jetzt von irgendwo ein Liner kommt. Das gibt es bei uns nicht. Wenn der Linerfahrer meint, er muss das so haben, dann kann er – so muss ich es hart sagen – wieder heimfahren.

Peter Heinrich: Ich habe mich ein bisschen unterhalten. Man hat so den Eindruck, dass Ihre Klientel natürlich das Geld und die Zeit hat, aber das nicht raushängen lässt. Es gibt ja so manche Yuppies, die fahren gerne Porsche und zeigen das dann angeberisch. Hier sieht man nicht, dass die Menschen Geld haben. Die haben ganz normal – es ist mit 32 Grad sauheiß hier auf der Caravan – kurze Hose, lockere Jeans. Du siehst dem Menschen nichts an, der ist einfach nett. Der holt sich den Kaffee auch selber und begrüßt die Leute. Also wirklich strahlende, sympathische Menschen, würde ich das nennen.

Jochen Reimann: Das ist der Unterschied. Ein Reisemobilist hat kein Personal dabei. Ich muss meine Toilette selbst ausleeren, das Wasser auffüllen, mir mein Frühstück und Essen selbst machen. Wenn die vier Monate unterwegs sind, gehen die nicht jeden Tag essen. Die kochen da drin, die leben da drin. Und wie gesagt, da ist kein Personal. Anders als bei einer Luxusjacht, wo man einen Skipper und Koch hat, ist das im Reisemobil eben nicht der Fall. Da habe ich niemanden dabei. Deswegen sind alle bodenständig, auch wenn sie sehr viel Geld haben.

Peter Heinrich: Sie machen auch Touren. Ich habe gehört, Sie sind nach Lappland gefahren.

Jochen Reimann: Richtig. Lappland haben wir nicht im Sommer, sondern im Winter gemacht, wenn es richtig kalt ist. Jeder träumt davon, im Winter hochzufahren, auch um die Nordlichter zu sehen. Aber allein hochzufahren, macht vielen Angst. Deswegen haben wir angeregt, dass wir das in einer Gruppe machen. Letztes Jahr haben wir drei Gruppen gemacht und sind jeweils für zwei Wochen hochgefahren. Das kam so gut an, und die Nachfrage besteht weiterhin, dass wir das nächstes Jahr auf jeden Fall wiederholen werden.

Peter Heinrich: Was heißt denn Lappland? Dort ist es saukalt, die Fahrzeuge müssen gedämmt sein, es darf nichts einfrieren. Nicht nur 30 Zentimeter Schnee, sondern wahrscheinlich zwei Meter?

Jochen Reimann: Schnee ist relativ. Manchmal hat es geschneit, manchmal nicht. Ausschlaggebend waren die Minustemperaturen. Es geht teilweise bis zu minus 35 Grad, manchmal auch nur bis minus 10 Grad. Aber unsere Fahrzeuge sind voll wintertauglich, das ist auch ein Unterschied, der sich im Preis widerspiegelt.

Peter Heinrich: Haben Sie auch schon mal das Gegenteil gemacht? Ab in die Wüste bei 45 Grad?

Jochen Reimann: Nein, in die Wüste nicht. Das machen unsere Kunden nicht. Die fahren im Winter nach Marokko, stehen dann auch in der Wüste, aber bei angenehmen 17 Grad. Für extreme Hitze gibt es eher Expeditionsfahrzeuge, aber das ist nicht unsere Klientel.

Peter Heinrich: Darf ich das Community nennen? MORELO Community? Sie fahren mit Ihrer Community auch auf die Rennstrecke?

Jochen Reimann: Genau. Wir haben vor zwei Jahren „MORELO am Ring“ ins Leben gerufen, also MORELO am Nürburgring. Wir haben einen festen Platz direkt an der Rennstrecke, also im Fahrerlager. Es waren erst zehn, jetzt sind es 20 Plätze, die wir dort haben. Wir haben eine Kundenlounge, an der wir uns im Prinzip beteiligen. Das ist etwas, was die Kunden sonst eigentlich auch nicht so erleben. Wer kann direkt ins Fahrerlager rein? Das sind einfach Sachen, die man anbieten muss, was man so nicht normalerweise kaufen kann. Und dann verbringen wir eben das ganze Rennwochenende mit den Kunden dort. Die können sich die Rennen anschauen. Bei der NLS, also bei den Langstreckenläufen, können sie auch direkt in die Boxengassen reingehen. Das ist alles nahbar.

Peter Heinrich: VIP, VIP, VIP, extra VIP?

Jochen Reimann: Die NLS ist auch etwas nahbarer als DTM oder Formel 1, wo man ja nirgends hinkommt. Hier sind Sie mittendrin. Abends haben wir immer eine große Tischreihe: Jeder packt seinen Tisch aus, wir sitzen alle zusammen und es wird gegrillt. Das ist es, was die Leute lieben – dass sie eben diese Gemeinschaft haben, und das pflegen wir. Und wie gesagt, ist immer jemand von uns dabei, nicht irgendein kleiner Angestellter, sondern jemand aus der Führungsebene, meistens die Geschäftsführung.

Peter Heinrich: Ich habe mir die Namen der ganzen Marken nicht gemerkt. Außen sahen immer alle sehr gleich aus, innen geht es natürlich ins Detail. Manche haben eine schöne Garage, da wo der Porsche reinpasst … Was fahren Sie denn? Fahren Sie jedes Jahr das neueste Modell, mal so zum Test für ein paar Wochen, damit Sie eine neue Idee reinbekommen?

Jochen Reimann: Nein, ich fahre meistens einen MORELO Palace. Ich schaue natürlich, dass ich immer eines der neueren Baureihen habe, weil wir die Fahrzeuge sehr intensiv testen. Wir prüfen nicht nur, dass die Qualität passt, sondern auch die Funktionalität. Das Schlimme ist natürlich: Wenn man mal eine gewisse Größe gewohnt ist, dann ist Abspecken immer sehr schwer.

Peter Heinrich: Das glaube ich sofort.

Jochen Reimann: Ich habe jetzt nicht so die Zeit wie unsere Kunden, die das ganze Jahr unterwegs sind.

Peter Heinrich: Sie sind offiziell als Geschäftsführer raus, aber irgendwie sind Sie immer noch mittendrin.

Jochen Reimann: Ja, gerade was Produkte oder Marketing etc. angeht, da bin ich noch aktiv. Aber ich habe auch Enkelkinder und Haustiere, daher mache ich keine langen Fahrten mehr, sondern immer kurze Reisen von etwa zwei Wochen.

Peter Heinrich: Schaffen Sie es, trotz der vielen neuen Ideen und Verbesserungen, die Sie haben, abzuschalten? Also zu entschleunigen?

Jochen Reimann: Abschalten auf jeden Fall. Beim Reisemobil ist es so: Sobald Sie am Steuer sitzen, schalten Sie ab. Sie fühlen sich wohl. Das ist ja das Schöne an einem Reisemobil: Egal wo Sie hinfahren, Sie sind immer zu Hause. Sie sind in Ihren eigenen vier Wänden. Und unser Claim „Willkommen daheim“ bedeutet nicht nur, dass ich in meinen eigenen vier Wänden bin, sondern auch, dass Sie bei uns in Schlüsselfeld in unserem Werk willkommen sind – ob zum Service oder einfach, weil Sie auf der Durchreise sind und bei uns auf dem Stellplatz übernachten. Wir haben einen sehr großen Stellplatz extra für unsere Kunden gemacht, da sind sie immer willkommen.

Peter Heinrich: Herr Reimann, ich danke Ihnen. Danke für den spannenden Podcast, danke für die Einblicke. Das war die MORELO-Story von einem der Gründer. Merci.

Jochen Reimann: Danke Ihnen.

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